Zelt, Kommandozentrale und Zirkel – Was Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer verbindet
Zelt, Kommandozentrale und Zirkel – Was Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer verbindet
Drei Wege – ein Ziel: Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer
Für Interessenten an der Freimaurerei hielt unser Bruder Olaf M. Koch im Logenhaus unserer Johannisloge Stormarn in Bad Oldesloe einen bemerkenswerten Vortrag über die Gemeinsamkeiten dreier auf den ersten Blick sehr unterschiedlicher Lebenswege: Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer.
Was diese Menschen verbindet, ist nicht ihre äußere Uniform oder die Zugehörigkeit zu einer Organisation, sondern eine innere Haltung – ein gemeinsamer Wertekanon, der auf Verantwortung, Disziplin, Nächstenliebe und Menschlichkeit gründet.
Pfadfinder – Tugenden für das Leben
Der Gründer der Pfadfinderbewegung, Robert Baden-Powell (1857–1941), wollte junge Menschen zu selbstständigem Denken, Handeln und Verantwortung führen. Seine berühmten Pfadfinderregeln – Treue, Hilfsbereitschaft, Freundschaft über Grenzen hinweg, Höflichkeit, Reinheit in Gedanken und Taten – bilden bis heute das moralische Fundament der Bewegung.
Baden-Powell verband seine militärische Erfahrung mit einem humanistischen Ideal: Er glaubte an das Gute im Menschen und daran, dass wahre Stärke in Selbstüberwindung und Dienst am Nächsten liegt. Pfadfinder lernen, dass Disziplin und Kameradschaft nicht Mittel zur Unterordnung sind, sondern Wege zur Freiheit durch Verantwortung.
So steht am Beginn des Lebensweges vieler junger Menschen ein Versprechen – „Allzeit bereit!“ – das weit über das Zeltlager hinausreicht: Es ist die Haltung eines Menschen, der bereit ist, für andere einzustehen.
Soldaten – Pflicht, Widerstand und Verantwortung
Auch das Militär lebt von Begriffen wie Pflicht, Treue, Mut und Ehre. Doch gerade in der Geschichte der Bundeswehr zeigt sich, dass diese Werte mehr sind als blinder Gehorsam.
Der „Staatsbürger in Uniform“ ist nicht nur Befehlsempfänger, sondern denkender, verantwortungsbewusster Mensch. Die Feld- und Militärlogen, die etwa den Widerstandskämpfern Henning von Tresckow oder Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim gewidmet sind, verkörpern diese Geisteshaltung.
Diese Männer, selbst Soldaten, folgten dem Gewissen, nicht der Macht. Sie wussten: Gehorsam ohne Moral ist Verrat am Menschen.
Ihr Vermächtnis, ihr inneres Gelöbnis lautet:
„Wir verabscheuen Willkür, Unterdrückung und Gewalt. Wir glauben an die Freiheit – und daran, dass nur die Freiheit das Leben lebenswert macht.“
So wie die Pfadfinder ihre Werte in friedlichen Lagern leben, beweisen Soldaten sie oft in Extremsituationen. Doch die Essenz bleibt dieselbe: Mut, Disziplin und Menschlichkeit – als Grundlage einer gerechten Gesellschaft.
Freimaurer – Freiheit, Toleranz und Brüderlichkeit
Die Freimaurerei ist älter als Pfadfinderbewegung und modernes Militär, und doch schlägt sie eine Brücke zwischen beiden. Sie gründet auf Freiheit des Denkens, Toleranz im Handeln und Brüderlichkeit im Leben.
Seit Jahrhunderten arbeiten Freimaurer mit Symbolen – Zirkel, Winkelmaß, Schurz – die den Menschen an Selbsterkenntnis und Maßhalten erinnern. Nicht Macht, sondern Erkenntnis und Menschlichkeit sind ihr Ziel.
Freimaurer aller Nationen standen in Geschichte und Krisen oft auf unterschiedlichen Seiten, doch sie wussten sich durch das Licht der Vernunft und den Wert des Menschen verbunden.
Sir Winston Churchill, selbst Freimaurer, fasste diese Haltung einst treffend zusammen:
„Im Krieg: Entschlossenheit. In der Niederlage: Trotz. Im Sieg: Großmut. Im Frieden: guter Wille.“
Die Freimaurerei zeigt: Auch wer im Alltag Ordnung, Hierarchie und Disziplin lebt, sucht nach innerem Gleichgewicht, nach Sinn – und nach der stillen Arbeit an sich selbst.
Gemeinsamer Nenner – Der Mensch im Mittelpunkt
Was also verbindet Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer?
Es ist der Mensch als Maßstab allen Handelns.
Alle drei, Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer, lehren Verantwortung, Selbstdisziplin, Gemeinschaftssinn und Demut. Alle drei schaffen Räume, in denen Pflicht nicht Zwang, sondern Ausdruck innerer Freiheit ist.
Der Pfadfinder lernt, für andere da zu sein.
Der Soldat lernt, Verantwortung zu übernehmen – auch gegen den Strom.
Der Freimaurer lernt, sich selbst zu erkennen, um der Menschheit zu dienen.
So unterschiedlich Uniform, Rang oder Ritual auch sein mögen – in ihrem Kern wollen sie dasselbe: Den Charakter stärken und den Menschen veredeln.
Schlussgedanke – Ein Weg der Haltung
Ob im Zeltlager, auf dem Schlachtfeld oder in der Loge: Es geht immer um dieselbe Grundfrage – Wie bleibt der Mensch aufrecht, wenn das Leben ihn prüft?
Pfadfinder, Soldaten und Freimaurer geben darauf unterschiedliche, doch verwandte Antworten: Durch Mut, Maß, Mitgefühl.
In einer Zeit, in der Werte und Zusammenhalt neu definiert werden müssen, erinnert uns diese Dreieinigkeit daran, dass wahre Stärke nie im Ausschluss, sondern in der Verbindung liegt – in der brüderlichen Kette zwischen Menschen, die das Gute wollen und das Rechte tun.